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Rezension: Weinland Nahe von Wilhelm Stiehl und Werner Hofäcker

Der Wein- und Spezialitätenführer "Weinland Nahe" von Wilhelm Stiehl und Werner Hofäcker,  von dem ich hoffe, dass er erneut aufgelegt wird, ist  eines der wenigen brauchbaren Weinbücher über diese Region. 

Ich schätze die Weine der Nahe ganz besonders und habe dort schon an vielen Weinverkostungen teilgenommen, nicht zuletzt an der großen jährlichen "VDP- Weinverkostung", die viele  Jahre hindurch ausschließlich in Bad Kreuznach stattgefunden hat.

Weinland Nahe
Die Nahe ist ein idyllisches Flußtal mit naturräumlicher Umgebung. Die erste Weinberglage im Westen ist der Schloßberg bei Martinstein und die letzte im Osten das Bingerbrücker Hildegardisbrückchen. Entlang von 60 Flußkilometern erstreckt sich  eine Rebfläche von 4650 Hektar mit rund 23 Millionen Rebstöcken, die etwa 45 Millionen Flaschen Wein einbringen. Der Weinbau spielt in der Wirtschaftsstruktur der Region eine nicht unbedeutende Rolle, denn über 50% der Dörfer gelten als reine Weinbaugemeinden. Keine andere Region in Rheinland-Pfalz übrigens ist so eng mit Kur- und Erholungstourismus verbunden.

Die Autoren berichten u.a. nach einem kleinen historischen Exkurs von der Weinmetropole Bad Kreuznach. Dort wurde die erste Kirche der Stadt einem Weinheiligen gewidmet. Bei diesem handelt es sich um den Missionar Kilian, der im 7. Jahrhundert die Franken zum Christentum bekehrte. Diese Kirche wurde  der Kontrastpunkt zum römischen Kastell. Ein kleiner textlicher Stadtspaziergang   zeigt dem Leser die schönen Ecken dieser Kurstadt, deren salzhaltige Quellen bereits die Kelten und später die Römer zu schätzen wussten.

Das Klima an der Nahe, so erfährt man, ist für Weine geradezu ideal. Das hängt mit den Einflüssen des Oberrheingrabens, sowie dem schützenden Mantel von Soonwald, Hunsrück und Pfälzer Wald zusammen. Der Leser wird über die geologische Beschaffenheit und die Landschaftsgestaltung im Buch recht gut informiert und zwar auch über das Quarzporphyrmassiv um Bad Münster und Bad Kreuznach, den 1 Kilometer langen  und 200 Meter hohen "Rotenfels". Bei ihm handelt es sich  um die höchste Felswand nördlich der Alpen.

Foto: sahradesertfox, Wikipedia
GNU-Lizenz für freie Dokumentation
In der Folge lernt man die Sehenswürdigkeiten an der Nahe kennen, unter ihnen auch das Städtchen Meisenheim, das man das "Rothenburg an der Nahe " nennt und das man unbedingt besuchen sollte, wenn man sich in die Region begibt. Besuchen sollte man auch  den "Disibodenberg".  Auf ihm findet man die Ruinen einer uralten Benediktinerabtei. Es handelt sich um eine der ältesten Klosteranlagen Deutschlands. Dort lebte u.a. der aus Irland stammende Eremit Disibod (590-671)  und später auch die berühmte Hildegard von Bingen (1098-1179).

Sehr gut werden die einzelnen Rebsorten an der Nahe näher erklärt und zu den verschiedenen Spezialitäten aus Rebe und Wein Stellung genommen, bevor man sich in Weinwanderwege und entsprechende Routenvorschläge vertiefen kann. Restaurants werden vorgestellt, darunter auch das Restaurant " Im Gütchen" in Bad Kreuznach. Dort war ich schon einige Male essen und kann den Besuch nur empfehlen. Das spätbarocke Haus ließ Andreas van Recum, der große Förderer des Naheweinbaus zu Beginn des 19. Jahrhunderts um zwei Flügel erweitern. "Im Gütchen" findet man auf der Weinkarte  Gewächse aus renommierten Betrieben, deren Genuss unvergesslich ist.  Johann Lafers Stromburg  wird natürlich auch beschrieben. Ich habe das Gourmetrestaurant dort einmal besucht und  empfehle es gerne weiter. Dass Speis und Trank dort auf hohem Niveau angesiedelt sind, muss ich nicht näher erwähnen. Die Weinkarte ist wirklich imposant. Die Autoren übertreiben in ihrer Beschreibung nicht.

Foto: Reisen aus Leidenschaft, Wikipedia
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Anschließend werden 151 Weinerzeuger, Weingüter, Winzergenossenschaften und Kellereien an der Nahe sehr gut thematisiert. Genannt werden immer die Anschrift, die Weinlagen des jeweiligen Erzeugers, die angebauten Rebsorten und man erhält weitere Infos zu den einzelnen Betrieben. Dazu gehören auch die Öffnungszeiten. Eines meiner Lieblingsweingüter wird auf Seite 82 beschrieben. Es befindet sich in Monzingen. "Weingut Emrich-Schönleber" ist ein hochprämiertes Weingut, dessen Rieslinge zum Niederknien gut schmecken.

In Oberhausen befindet sich das "Weingut Hermann Dönhoff", dessen Rieslinge wohl die besten unseres Landes sind. Helmut Dönhöff, der hochdekorierte Weinbauingenieur macht solch filigrane Weine, dass man bei jedem Tropfen erneut ins Erstaunen kommt, wie dererlei überhaupt möglich ist.

Bild: Johnny Chicago, Wikipedia
GNU-Lizenz für freie Dokumentation
Im "Weingut Crusius" halte ich mich auch immer wieder gerne auf. Dr. Peter Crusius, dessen Vorfahren seit 1586 in Traisen ansässig waren, hat  in Stuttgart-Hohenheim und in Geisenheim Landwirtschaft und Weinbau studiert und promovierte über "Mengen-Güte-Gesetz" Bei ihm wird durch Rebenschnitt der Durchschnittsertrag auf maximal 70 hl/ha reduziert, um die Qualität der Weine zu erhöhen. Seine Weine  zeichnen sich durch  Rasse, Eleganz und  ein hohes Lagerpotenzial aus.  Seine  Weißburgunder  trinke ich lieber als seine Rieslinge. Doch das ist Geschmackssache.

Wer an die Nahe reist, sollte sich das "Weingut-Krüger-Rumpf" nicht entgehen lassen, dessen Weine sich durch  jugendliche Frische  auszeichnen. In Stefan Rumpfs Weingut  aus dem 18. Jahrhundert gibt es eine Weinstube, die die Autoren gottlob nicht vergessen haben zu erwähnen. Diese Weinstube mit einem schönen Garten, in dem man im Sommer in idyllischer Atmosphäre draußen sitzen kann, um die Weine des Hauses zu genießen.  Alles wird genau so beschrieben, wie es auch tatsächlich ist. Einfach nur wunderschön.

In diesem Buch wird nichts übertrieben. "Weinland Nahe" ist ein grundsolider Wein- und Spezialitätenführer, den ich gerne empfehle.

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