Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Michael Apitz- Farben des Weines- Mit Malerei und Literatur durch die Weinberge

Dieses wundervolle Buch, das kulturell ambitionierte Weinliebhaber sich nicht entgehen lassen sollten, enthält zahlreiche Abbildungen von Werken des Rheingauer Künstlers Michael Apitz, der einst an der FH in Wiesbaden Design studierte und 1997 den Kulturpreis des Rheingau-Taunus-Kreises erhielt. Die Motive, die der Maler wählte, zeigen schöne Weinberglagen.

Apitz erklärt zu seinen Werken, er versuche in allen Gemälden die "Seele" einer Landschaft einzufangen und abzubilden, was er durch die Landschaft empfinde. Dabei fließe dann auch sein Wissen über die Kulturgeschichte, die Rebsorten und den Geschmack der dort wachsenden Weine mit in die Bilder ein. Weinkenner und -liebhaber wüßten, dass jede Lage ein ganz eigenes Gesicht habe. Da spielten die Bodenbeschaffenheit, die Rebsorte, das Klima eine entscheidende Rolle. Und genau dies versuche er, in vielen seiner Bilder mit Farben einzufangen, als bildnerische Charakterstudien bestimmter Weinberglandschaften. (vgl.:S.7)


Ich habe vor einiger Zeit Geschenkkarten sowie kürzlich einen Kalender mit Weinbergmotiven von Apitz rezensiert und bin von der Farbgestaltung und der Art der Abstraktionen des Künstlers begeistert. Seine Impressionen in Grün, aber auch in Rot lassen mich an nette Sommerabende im Rheingau zurückdenken, an denen ich bei einem Glas Wein genau diese farbige Üppigkeit der Natur genossen habe und mich freute, dass der Rhein so viele, satte Grünnuancen spiegelte, ohne die die legendäre Rheinromantik wohl undenkbar wäre.


Die Bilder werden von Gedichten und Texten rund um den Wein begleitet. Zur Sprache kommen u.a. Lyrik- und Prosatexte von Rose Ausländer, Friedrich Hölderlin, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang Goethe, Johannes Merlinus, Walther von der Vogelweide, Martin Opitz, Ingeborg Bachmann, Friedrich Schiller, Novalis, Eduard Mörike und Carl Zuckmayer.


Sehr satirisch ist das Gedicht von Joachim Ringelnatz, das, wie mir scheint, die gelungenste Hymne auf den Rheinwein ist und die Art von Geselligkeit, die dessen Genuss nicht selten zur Folge hat, hervorragend zum Ausdruck bringt.


Ein Stück Rheinfahrt

Ich habe den langweiligen Rhein
Und den kitschigen Burgschutthaufen
Gar nicht gesehen, zog es vor, zu saufen-
Nein: wir tranken einen vorzüglichen Wein.

Wir benahmen uns auf jeder Station
Am Fenster wie Gesindel,
Schimpften im ordinären Ton
Über angebliches Kindergewindel.

Und infolgedessen
Und berechnenderweise
Haben wir während der ganzen Reise
Allein im Kupee gesessen.

Und was ergibt dann sich?
Ach ein Loch im Strumpf kann sich
Durch alle Größen
Bis in ein randloses Glück auflösen.

Das Glück schlägt manchem Kegelpurz.
Die Reise war kurz.
Der Rhein und die Burgen gähnten.
Wir wähnten
Beide Prinzen zu sein.
Unstreitbar ausgezeichnet ist der Wein.

(Zitiertes Gedicht aus "Farben des Weins", S. 88)


Das Vorwort zu diesem Bildband hat Leo Gros geschrieben. Er bringt einen Eindruck, den ich bei den Bilder von Apitz habe, sprachlich auf den Punkt: "Gerade weil die Apitz`schen Bilder nicht einfach einen bestimmten Weinberg oder eine Landschaft abbilden, erlauben sie uns, "unseren" Weinberg oder "unsere" Landschaft, also meist eine zuvor geschaute und "gespeicherte" Wirklichkeit, darin zusehen." Genau so ist es und deshalb stimmen mich die Bilder gut gelaunt, weil meine Besuche von Weinlandschaften, zumeist mit guten Erinnerungen verbunden sind.


Sehr empfehlenswert

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen